c i n e p h i l - DEFA und ihre Filme
Die DEFA und ihre verbotenen Filme
Prädikat: Besonders schädlich. So können die verbotenen DEFA-Filme der Jahre 1965/66 beschrieben werden. Als weitere Folge des 11. Plenums des ZK der SED, auf dem es zum Verbot zahlreicher Filme kam, wurden verantwortliche DDR-Kulturpolitiker ihrer Posten enthoben und kritische Regisseure, Dramaturgen und Schauspieler wurden von der DEFA jahrelang nicht mehr beschäftigt, wie etwa der Regisseur Frank Beyer. Unter diesen Filmen sind auch einige, in denen starke und selbstbewusste Frauen agierten. Insbesondere ihr unkonventionelles Verhalten und ihr Eigensinn machten sie zur Zielscheibe der Kritik. Der Vortrag will einige dieser Filme vorstellen, die erst nach 1990 ihre Uraufführung erlebten.
Filmvorführung: Karla (DDR 1966/1990)
RE: Herrmann Zschoche, DA: Jutta Hoffmann, Inge Keller, Jürgen Hentsch u.a.
Karla tritt nach Abschluss der Universität mit großen Ambitionen eine Lehrerstelle in einer Kleinstadt in der DDR an. Sie möchte den Kindern nicht nur Fakten vermitteln, sondern sie vor allem zu selbstständigem Denken anregen. Doch ihre Ideale stoßen auf Unverständnis. Nach einer Niederlage will sie sich anpassen, begehrt aber schon nach kurzer Zeit auf. Die Geschichte der Karla Blum, von Jutta Hoffmann voll Esprit dargestellt, zeugt von Aktualität. Damals wie heute reiben sich junge Menschen mit ihren Idealen an den gesellschaftlichen Konventionen.
oder
Filmvorführung: Das Kaninchen bin ich (DDR 1965)
RE: Kurt Maetzig, DA: Angelika Waller, Alfred Müller
Maria Morzeck lebt in Berlin, ist 19 Jahre alt und arbeitet nach ihrem Abitur als Kellnerin. Ihr Traum, Slawistik zu studieren, scheitert, weil ihr Bruder Dieter wegen "staatsgefährdender Hetze" zu einer Haftstrafe verurteilt worden ist. Sie verliebt sich in Paul Deister, der - wie sich herausstellt - der Richter ist, der Dieter verurteilt hat. Der Prozess fand unter dubiosen Umständen statt, zudem war die Öffentlichkeit ausgeschlossen worden. Maria verwirft die Idee, die Liebe zu Dieters Gunsten zu nutzen, doch sie möchte die ganze Wahrheit erfahren. Nach und nach entpuppt sich Paul als skrupelloser Karrierist, der Menschen und Gesetze für sich benutzt. Diese kritische Auseinandersetzung mit Opportunismus und unfreier, staatsnaher Justiz in der DDR löste eine ganze Welle von Filmverboten aus.
Mein schönes Leben - Manfred Krug, eine Biographie
Manfred Krug gehörte zu den beliebtesten Schauspielern in der DDR. Er spielte oft Helden, die aneckten und von herbem Charme waren. Gerade seine Eigenwilligkeit machte manchen Film erst sehenswert. So wundert es nicht, dass auch sein persönliches Lebens nicht immer konform verlief, erinnert sei nur an seinen Weggang aus der DDR.
Neben seinem Beruf als Schauspieler ist er auch ein begabter Sänger und brachte bereits in den 70er Jahren einige Langspielplatten heraus. In einem Vortrag soll auf einige Stationen seines Lebens näher eingegangen werden.
Filmvorführung: Auf der Sonnenseite (DDR 1961)
RE: Ralf Kersten, DA: Manfred Krug, Marita Böhme, Heinz Schubert
Die Rolle des selbstbewussten und aufmüpfigen Stahlschmelzers Martin Hoff, der in das Schauspielfach wechselt, ist nicht nur die erste große Rolle für Manfred Krug, sie wurde ihm auch geradezu auf den Leib geschrieben, wobei auch biographische Bezüge durchaus beabsichtigt sind. So fing auch Krug als Stahlschmelzer an, und die Heldin trägt den Vornamen seiner wirklichen Ehefrau Frau - Ottilie. Die Geschichte um die Verwicklungen des jungen Hoff wurde ein Riesenerfolg und Manfred Krug zu einem der wichtigsten Schauspieler. Nebenbei bemerkt, ist dieser Film auch eine der wenigen wirklich gelungenen Komödien der DEFA.
Frauenfiguren in DEFA-Spielfilmen
Schon mit der Gründung der DEFA im Jahr 1946 sollten sich die Frauenfiguren im Film verändern. So stellte Kurt Maetzigs Film Die Buntkartierten nicht das "Fräulein" oder die wohlsituierte Bürgerliche in den Mittelpunkt, sondern die Proletarierfrau Guste, die ihren schweren Lebensweg durch zwei Weltkriege bewältigen muss.
Später, bis in die 80er Jahre, herrschte das offizielle Frauenbild von der berufstätigen Frau und Mutter in der DDR vor, deren Emanzipation bereits verwirklicht sei. Wie das Verhältnis der Geschlechter von der neuen Rolle der Frau dadurch beeinflusst wurde, damit beschäftigen sich einige Filme der DFEA in dieser Zeit.
Film: Die Beunruhigung (DDR 1982)
RE: Lothar Warneke, DA: Christine Schorn, Herrmann Beyer u.a.
Inge Herold ist Mitte dreißig, geschieden und lebt mit ihrem 15jährigen Sohn zusammen. Sie arbeitet als Psychologin und Fürsorgerin und hat ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann. Als sie erfährt, dass sie möglicherweise an Brustkrebs erkrankt ist und schon am kommenden Tag zur Operation ins Krankenhaus bestellt wird, löst das nicht nur eine tiefe Beunruhigung aus, sondern Inge Herold beginnt, ihr Leben zu überdenken. Überwach und sensibilisiert für die Dinge des Alltags erkennt sie, dass das, was sie bisher für sinnerfüllt erachtete, letztlich wenig gilt.
Berlin im Film - ein Rückblick
Berlin wurde früher und wird auch heute als eine Stadt der Widersprüche und der großen Möglichkeiten gesehen. Immer ein wenig proletarisch und schlampig, dafür künstlerisch aufgeschlossen und verschiedene Lebensarten tolerierend, entstand ein Gemisch mit Charakter.
So wundert es nicht, dass keine andere deutsche Stadt wie Berlin ein vergleichbar breites Spektrum filmischer Ansichten, Phantasien und Deutungen provoziert. Die Stadt kann in den Filmen Ort des dämonischen Schreckens, Schauplatz des Lasters, der Kriminalität und des Elends sein, aber auch Vorzeigeort für die Reichen und Plattform der Politik. In einem Vortrag sollen einige Berlin-Filme vorgestellt werden.
Filmvorführung: Berlin, Ecke Schönhauser (DDR 1957)
DR: Gerhard Klein, DA: Ekkehard Schall, Ilse Pagé, Ernst-Georg Schwill u.a.
Unter den U-Bahnbogen der Schönhauser Allee treffen sich täglich mehrere Jugendliche, denen der Platz im Elternhaus zu eng geworden ist. Mutproben sind an der Tagesordnung und auch die Gefahr, in kriminelle Machenschaften hineingezogen zu werden. Die Straßen von Berlin werden hier zum Synonym für ihre eigene innere und äußere Heimat- und Orientierungslosigkeit. Der Film ist realistisch und genau erzählt und traf auf begeisterte Befürwortung, bei der vor allem die Dialoge in ihrer Frechheit und Beiläufigkeit gelobt wurden. Doch die Ablehnung von Seiten einiger SED-Funktionäre blieb nicht aus, die die Darstellung der Jugendlichen zu negativ sahen. Heute ist der Film ein DEFA-Klassiker.
Wie alles begann
Vortrag über die Anfänge der DEFA 1946
Im Mai 1946 erhielt die DEFA als erstes deutsches Filmunternehmen von der sowjetischen Besatzungsmacht die Lizenz zur Produktion. Dies setzte eine Filmproduktion in Gang, die besonders in den ersten Jahren einen neuen Geist atmen wollte, der nichts mit der Tradition des UFA-Films gemein haben sollte. Gerade in diesen Jahren ist eine Reihe von DEFA-Filmen entstanden, die heute als Klassiker des deutschen Films gelten. Doch wie schwierig die Anfänge waren, oft ohne Licht, ohne Studios - die meisten waren zerstört - und mit ungenügendem technischen Material arbeiten zu müssen, davon will der Vortrag einen Einblick geben. Die DEFA produzierte von 1946-1990 ca. 700 Spielfilme, darunter über 150 Kinderfilme.
Filmvorführung: Die Mörder sind unter uns (Deutschland 1946)
RE und DR: Wolfgang Staudte, DA: Hildegard Knef, Ernst W. Borchert u.a.
Der Film spielt im Jahr 1945 im zerbombten Berlin. Der ehemalige Militär-Chirurg Dr. Hans Mertens kehrt nach dem Krieg zurück nach Berlin und lebt in einem Mehrparteienhaus. Mit den kaputten Fenstern ist in der Wohnung nur ein sehr karges Leben möglich. Mertens leidet noch unter den schrecklichen Kriegserinnerungen und wird zum Alkoholiker. Für seine Mitmenschen hat er nur Sarkasmus übrig. Die junge Fotografin, eine KZ-Überlebende, findet ihn in ihrer alten Wohnung vor, und beide werden Mitbewohner. Während Susanne versucht, zur Normalität zurückzukehren, ist Mertens noch nicht dazu bereit und betrinkt sich regelmäßig. Erst langsam entwickelt er freundschaftliche und dann auch liebevolle Gefühle für sie. Doch die Erinnerung an den Weihnachtsabend 1942 kommt immer wieder bei ihm hoch - und er beschließt eine blutige Tat.
Konrad Wolf - sein Leben und Werk
Vortrag über den wohl bedeutendsten und einflussreichsten Regisseur der DEFA.
Konrad Wolf ist nur wenigen heute noch bekannt. Dabei ist seine Geltung für das europäische Kino des 20. Jahrhunderts nicht zu unterschätzen. Seine Filme haben sich häufig mit der deutschen Vergangenheit beschäftigt, sind so auch immer Filme, die eine historische und politische Dimension haben. Eine harte realistische Gestaltungsform ist ihnen eigen, ohne dass sie pessimistisch sind, im Gegenteil. Wolf ist ein Fragensteller, der das Kunststück fertig gebracht hat, ambitioniert zu sein, ohne agitativ zu werden, parteiisch zu sein, aber nicht einseitig. Sein Filme biederten sich nie dem Zeitgeist an, sondern waren von einer Nachdenklichkeit geprägt, die Wolf an den Zuschauer weitergeben wollte. Der Vortrag will einen Einblick in seine wechselvolle Biographie geben, die zugleich auch einen Teil deutscher Geschichte erzählt.
Filmvorführung: Ich war neunzehn (DDR 1968)
RE: Konrad Wolf, DR: Wolfgang Kohlhaase, DA: Jaecki Schwarz, Wassili Liwanow u.a.
Den autobiographischen Stoff bewältigte Konrad Wolf gleichermaßen mit emotionaler Kraft und stilistischer Strenge. Er brachte einen neuen Ton in die Aufarbeitung der jüngsten deutschen Vergangenheit der DDR. Der international viel beachtete Film beeinflusste viele Filmemacher und gilt auch noch heute als ein Klassiker des DEFA-Films.
Wenn der Wind sich dreht - Der Regisseur Frank Beyer
Vortrag über das Leben und Werk von Frank Beyer
Frank Beyer gehörte neben Konrad Wolf zu den wichtigsten Filmemachern der DEFA. Sein Ruhm blieb nicht auf die DDR beschränkt, denn er galt im Ausland spätestens seit Jakob, der Lügner als international anerkannter Künstler. Sein Werk umfasst neben antifaschistischen Filmen auch Komödien, und mit seinen gesellschaftskritischen Filmen zog er sich immer wieder den Unmut der SED-Funktionäre zu.
Filmvorführung: Spur der Steine (DDR 1966)
RE: Frank Beyer, DA: Manfred Krug, Eberhard Esche u.a.
Auf der DDR-Großbaustelle Schkona arbeitet der Zimmermann und Brigadier Hannes Balla. Balla und seine Leute halten nicht viel von den bürokratischen Regeln der Planwirtschaft, zählen aber trotzdem zu den produktivsten Arbeitsbrigaden auf dem Bau.
Als eines Tages der SED-Parteisekretär Werner Horrath seinen Dienst auf der Baustelle antritt, fühlt Balla sich durch ihn provoziert. Es beginnt eine konfliktreiche Auseinandersetzung der beiden. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Erik Neutsch. Das DEFA-Studio für Spielfilme bot Filmregisseur Frank Beyer die Romanvorlage zur Verfilmung an, der seinerzeit zum festen Mitarbeiterstab der DEFA gehörte. Der als partei- und staatsfeindlich eingestufte Film Spur der Steine verschwand für 23 Jahre in den DEFA-Archiven. Frank Beyer, der sich nicht von seinem Werk distanzieren wollte, wurde der Verfremdung und Verfälschung der Romanvorlage bezichtigt und konnte jahrelang keine Kinofilme realisieren.