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TagTraumglück

Manchmal muss ein Ereignis her, die Gewalt der totalen Liebe! Nadja, mehr Mädchen als Frau, führt ein zielloses Dasein. Das Empfinden, von etwas Wichtigem ausgeschlossen zu sein, erfüllt sie mit Unzufriedenheit. An ihrem achtundzwanzigsten Geburtstag fasst sie den Entschluss, ihrem Leben eine neue Wendung zu geben. Ohne konkrete Erwartung wird sie allein von dem Verlangen getrieben, es möge überhaupt etwas geschehen – in jedem Fall aber etwas ganz und gar Unvorhersehbares. Das Ereignis tritt ein, unvorhergesehen, wie gewollt, doch ganz anders in der Gestalt. Und so kann es geschehen: Zusehends tritt neben der realen Welt eine andere Welt, als Trost und Hoffnung gegenüber einer Wirklichkeit, die allzu hart sein kann.
 

AUSZUG

1. Kapitel

Das Erwachen
Sie erwachte mit einem leichten Frösteln. Am Morgen war es schon kühl und die Sonne stieg nicht mehr allzu hoch den Himmel hinauf. In diese Zeit fiel ein Ereignis, das trotz seiner alljährlichen Wiederholung nicht ohne Bedeutung für sie war. Mit achtundzwanzig Jahren hatte sie noch nicht die Befürchtungen des Älterwerdens, trotzdem fühlte sie eine eigenartige Stimmung des Verlusts und des Unvollkommenen, die sich noch verstärkte, als sie sich die Decke über den Kopf zog. In den letzten Jahre waren ihre Liebschaften nicht allzu üppig verlaufen. Kleine Ereignisse hatte es viele gegeben, manche waren nicht übel gewesen – sie hatte die Stunden, als hätte sie unendlich viele davon, sorglos auf den Kopf gehauen –, doch bei allem hatte ihr die rechte Laune gefehlt. Oft fühlte sie sich übersättigt, als hätte sie zu viel Süßes verschluckt. Wenn sie von solch einem Abenteuer nach Hause kam, legte sie sich sofort hin, schloss die Augen und dachte nach, warum sie so lau und leer blieb. Dass das Herz stets in seinem Häuschen blieb, war nicht seine Art. Sie versuchte, ihm eine reiche Auswahl zu verschaffen, wofür sie sich häufig ins Getümmel warf. Sie fand, es wurde Zeit für ein einziges großes Ereignis. Ihr Herz sollte wieder zu klopfen beginnen; sie wusste kaum noch, wann sie das letzte Mal entflammt gewesen war, und dachte zugleich daran, dass solch ein Ereignis auch unabsehbare Folgen haben könnte. So war es möglich, sich am Ende nicht mehr wiederzuerkennen, vielleicht sogar eine Verwandlung zu erleben, hervorgerufen durch einen großen Schmerz, der sie für immer von allem Leben abtrennte und sie in ein Unglück stürzte. Aber selbst dafür fühlte sie sich bereit. Ein großes Unglück, das hatte sie zwar noch nicht selbst erfahren, aber davon gehört, dass es von manchen im Nachhinein als ein nützliches Ereignis betrachtet wurde. Einige behaupteten sogar, sie hätten dadurch erst das echte Leben kennengelernt, hätten Erkenntnisse gewonnen, die derart groß und bedeutungsvoll waren, dass alles Vorherige dagegen verschwand; und was vor allem überzeugend war: Die einmal Verunglückten schienen seltsamerweise glücklicher zu sein und besaßen eine Klugheit, die man auch Weisheit nennen konnte. Bei ihnen, so nahm sie an, hatte sich nicht nur ein Unheil ereignet, das verging und vergessen wurde; es wurde vielmehr prägend, die Betroffenen hatten endlich eine Biografie, die ihnen eine gewisse Einmaligkeit und Autorität verlieh. Es kam ihr so vor, als ob das gute Leben sie verdarb und nicht das zum Vorschein brachte, was sie in sich schlummern glaubte. Sie konnte mit Schönheit wenig anfangen, sie war da wie eine kleine Wolke am Himmel. Fast schien es ihr – sie verwarf den Gedanken aber rasch, denn es lag Zynismus darin –, dass diejenigen, deren Dasein eine große Mühsal war, eine Aufgabe hatten, die bedeutungsvoll war. Sie mussten etwas bewältigen, ihr Tag besaß fraglos einen Sinn, und in ihrem Leben gab es verschiedene Herausforderungen, die sie sich nicht aus reinem Übermut suchten, sondern die ihnen auferlegt waren und die sich einsehbar und griffig gaben. .....

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