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c i n e p h i l - Literatur und Film

Der Schriftsteller Erich Maria Remarque
Der Schriftsteller Remarque wurde mit seinem Roman Im Westen nichts Neues weltberühmt. Der Autor wurde nach einem Notexamen im Jahr 1917 als Soldat an die Westfront geschickt. Anders als seine Hauptfigur des Romans Paul Bäumer hat sich Remarque nicht freiwillig gemeldet. Remarque verarbeitet neben seinen eigenen Erfahrungen an der Front auch die Erzählungen von verwundeten Soldaten, die er im Lazarett kennen gelernt hat. Mit diesem Roman wurde er quasi über Nacht berühmt, aber auch zur Hass-Figur der Konservativen und später der Nazis.
Bereits zu Beginn der NS-Herrschaft emigrierte Remarque in die Schweiz. Seine Arbeiten wurden in Nazi-Deutschland als "schädliches und unerwünschtes Schrifttum" 1933 öffentlich verboten.
In einer Einführung soll an das Werk des bekannten Schriftstellers erinnert werden.
Filmvorführung: Im Westen nichts Neues (USA 1930)
RE: Lewis Milestone, DA: Lew Ayres, Louis Wolhein u.a.
Der Regisseur Lewis Milestone schuf mit Im Westen nichts Neues wohl den ehrlichsten und bedeutendsten Antikriegsfilm der Kinogeschichte und erhielt dafür zwei Oscars. Nach dem Roman von Erich Maria Remarque zeigt der Regisseur eine ungeschönte Abrechnung mit dem 1. Weltkrieg. Der Realismus des Films führte in vielen Ländern selbst Jahre später noch zu Zensur und Verbot. So verhinderten Schlägertrupps der Nazis im Auftrag des Gauleiters Joseph Goebbels die deutsche Uraufführung des Films Ende 1930 in Berlin. Ebenso wurden aus dem gesamten Reichsgebiet Störaktionen gemeldet, sodass der Film schließlich abgesetzt wurde. Ab 1931 durfte der Film in gekürzter Fassung wieder gezeigt werden.


Tania Blixen - Scheherezade des Nordens
Die Erzählerin Tania Blixen, wegen ihrer phantasiereichen und originellen Erzählkunst auch die "Scheherezade des Nordens" genannt, ist den meisten durch ihre Erzählung " Afrika - dunkel lockende Welt" (verfilmt unter dem Titel "Jenseits von Afrika") bekannt. Neben diesem Werk schuf sie eine Reihe kleinerer Erzählungen, die sie zu einer Meisterin der Kurzprosa machten.
Der Vortrag will das facettenreiche Leben und Werk der Tania Blixen vorstellen.
Filmvorführung: "Babettes Fest" (Dänemark 1987)
RE: Gabriel Axel, DA: Stephane Audran, Bibi Andersson
Eine gekonnt inszenierte Literaturverfilmung nach einer Novelle von Tania Blixen und ein Fest für die Sinne. Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. einen Oscar für den besten ausländischen Film.


Heinrich Mann - ein Zeitalter wird besichtigt
Der Dichter Heinrich Mann stand oft im Schatten seines jüngeren Bruders Thomas Mann, dabei lassen sich ihre Werke kaum miteinander vergleichen. Heinrich Manns Werke üben oft eine unverschlüsselte gesellschaftliche Kritik. Sie nehmen daraus ihre Kraft und Bedeutung und fanden rasch den Weg zum Publikum. Seine Memoiren Ein Zeitalter wird besichtigt lesen sich zum Teil wie eine sarkastische Lektüre über die Deutschen. In einem Vortrag wollen wir den Weg des Dichters nachzeichnen, der das Präsidentenamt der Akademie der Künste der DDR übernehmen wollte, jedoch vor seiner Übersiedlung im Exil starb.
Filmvorführung: Der Untertan (DDR 1951)
RE: Wolfgang Staudte, DA: Werner Peters, Paul Esser, u.a.
Diederich Heßling ist ein verweichlichtes, autoritätshöriges Kind, das sich vor allem fürchtet. Doch bald erkennt er, dass man der Macht dienen muss, wenn man selbst Macht ausüben will. Nach oben buckeln und nach unten treten wird seine Lebensmaxime. Heinrich Mann siedelte die Figur im Kaiserreich an, aber die Zeitlosigkeit des Themas macht den Film heute noch aktuell.


Christa Wolf - Schreiben und Leben
Am 1. Dezember 2011 starb nach längerer Krankheit die Schriftstellerin Christa Wolf.
Wir wollen an die herausragende und auch umstrittene Autorin erinnern. Ihr künstlerischer Werdegang wird gemeinhin eng mit der DDR verknüpft, und doch wäre es zu kurz gedacht, ihre Werke allein aus der Perspektive der DDR deuten zu wollen. Ihre Bücher, wie Nachdenken über Christa T., Kassandra, Kein Ort. Nirgends oder Der geteilte Himmel beschäftigen sich mit politischen, seelischen und moralischen Fragestellungen, die mehr sein wollen als die unmittelbare Spiegelung der eigenen Lebensverhältnisse. Ihre Werke schöpfen aus einer tiefen Nachdenklichkeit über die menschliche Existenz.
Ein Vortrag will Einblick in das widersprüchliche und wechselvolle Leben der Christa Wolf geben.
Filmvorführung: Der geteilte Himmel (DDR 1964)
RE: Konrad Wolf, DA: Renate Blume, Eberhard Esche, Hilmar Thate
Schon die Romanvorlage von Christa Wolf wurde scharf kritisiert, weil die unglückliche Teilung Deutschlands thematisiert wurde. Auch die Filmadaption wurde kontrovers diskutiert, und der Film durfte in den folgenden Jahren der Existenz der DDR - je nach politischer Wetterlage - nicht immer gezeigt werden. Noch heute ist er vielleicht der wichtigste Gegenwartsfilm der DEFA jener Zeit. Übrigens arbeiteten Christa und ihr Mann Gerhard Wolf an der Filmvorlage mit.


Max Frisch - Begegnungen mit einem Autor
Der Autor Max Frisch gehört zu den Klassikern der modernen Literatur. Seine Theaterstücke (Andorra, Biedermann und die Brandstifter), Romane (Stiller, Homo Faber) und seine Tagebücher waren immer von hoher Aktualität. Sie zeigen Menschen auf der Suche nach dem eigenen Ich - im Verhältnis von Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und persönlicher Neigung. Er war ein politisch aufmerksamer Autor jenseits von Ideologien und Moden. In einer Einführung soll an den bedeutenden Schweizer Autor erinnert werden.
Filmvorführung: Homo Faber (Deutschland, Frankreich 1990)
RE: Volker Schlöndorff, DA:Sam Shepard, Julie Delpy, Barbara Sukowa
Der 50-jährige Ingenieur Walter Faber entdeckt nach einer Notlandung mit dem Flugzeug den Bruder seines Jugendfreundes Joachim unter den Passagieren. Er erfährt, dass Joachim seine Jugendfreundin Hanna geheiratet hat. Wieder zu Hause tritt er kurz darauf eine Schiffsreise an, wo er der jungen Sabeth begegnet. Eine verhängnisvolle Begegnung nimmt ihren Lauf. Ausgerechnet Faber, der kühle Kopf, wird in einen Strudel schicksalsträchtiger Ereignisse und Begegnungen hineingezogen und muss sich seiner Vergangenheit stellen.


Friedrich Dürrenmatt - Stationen eines Werkes
Friedrich Dürrenmatt gehört neben Max Frisch zu den weltbekannten Schweizer Autoren. Vor allem die Bühnenwerke von Dürrenmatt gehören heute noch zum Repertoire aller großen Bühnen. Ähnlich wie Bertolt Brecht, dessen Theorien zum epischen Theater Dürrenmatt studierte, wollte Dürrenmatt beim Zuschauer Distanz zum Geschehen auf der Bühne erzeugen. Der Zuschauer soll nicht die Rolle eines passiven Konsumenten innehaben. Im Gegensatz zu Brecht präsentierte Dürrenmatt aber keine Weltanschauung. In einer Einführung soll an das Leben und Werk von Dürrenmatt erinnert werden.
Film: Es geschah am hellichten Tag (BRD 1958)
RE: Ladislao Vajda, DA: Heinz Rühmann, Gerd Fröbe u.a.
Dürrenmatt schrieb die Vorlage zum späteren Filmbuch und verfasste noch im selben Jahr seinen darauf basierenden Kriminalroman Das Versprechen. Während der Fokus im Film auf dem Verbrechen lag, liegt er in der Romanfassung nun auf dem Ermittler. Während der menschlich-engagierte Kommissar Matthäi im Film mit seinen Ermittlungen Erfolg hat, scheitert er im Roman letztlich an einem dummen Zufall. Der Film gehört zu den Klassikern des Genres. Dürrenmatts Roman wurde mehrmals für das Theater adaptiert und ebenso verfilmt; und zum letzten Mal im Jahr 2001 in der Regie von Sean Penn.


Hölderlin - Lebenslinien/eine Biographie
Hölderlins Dichtung, die heute unbestritten als ein Höhepunkt der deutschen und abendländischen Literatur gilt, war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Ausgabe der 1826 erschienenen Gedichte immerhin unter Schriftstellern nicht unbekannt. Nach 1848 wurde sie jedoch weitgehend ignoriert. Die große Nachwirkung und Anerkennung setzte erst wieder im 20. Jahrhundert ein. Hölderlin galt lange als romantischer Melancholiker und späterhin durch seine psychische Erkrankung als unheilbar geisteskrank. Sein Spätwerk wurde deshalb häufig als "sinnfrei" angesehen.
Hölderlins Leben war reich an dramatischen und tragischen Höhepunkten.
Filmvorführung: Hälfte des Lebens (DDR 1985)
RE: Hermann Zschoche, DA: Ulrich Mühe, Jenny Gröllmann, Michael Gwisdek u.a.
Der Film zeigt zehn Jahre aus dem Leben von Friedrich Hölderlin, von 1796 bis 1806. Der junge Dichter tritt in das Haus des Frankfurter Bankiers Gontard ein, um als Hauslehrer seinen Unterhalt zu verdienen. Er unterrichtet dessen vier Kinder und verliebt sich in Gontards Frau Susette, die seine tiefe Zuneigung erwidert. Doch es wird eine hoffnungslose Liebe, die nur für kurze Zeit Erfüllung findet. Gontard weist Hölderlin aus seinem Haus. Nach der Trennung sind beide gebrochene Menschen. Susette verweigert sich dem Leben, kränkelt und stirbt 1802, dreiunddreißigjährig. Ihr Tod stürzt Hölderlin in eine tiefe Depression, von der er sich nicht mehr erholt. 1806 wird er in eine Tübinger Nervenklinik eingewiesen.
Der Regisseur Hermann Zschoche schuf einen emotionalen Film, der vor allem durch die Interpretation der beiden Hauptdarsteller überzeugte. Besonders bemerkenswert ist dazu, wie oft in den Dialogen des Films aus Dichtungen von Hölderlins Briefen an Susette in geglückter Weise zitiert wird. Für Ulrich Mühe wurde es der Durchbruch als Filmdarsteller.


Anna Seghers - Was zählt, sei das Werk
"Man hat uns nun einmal von klein auf angewöhnt, statt uns der Zeit demütig zu ergeben, sie auf irgendeine Weise zu bewältigen." Diese Worte aus Anna Seghers' einziger autobiographischer Erzählung Der Ausflug der toten Mädchen weisen auf den Grundimpuls, der Leben und Schreiben dieser bedeutenden Autorin bestimmte. Seghers wollte sich ihrer Zeit nie demütig ergeben, sondern sie als politisch engagierte Schriftstellerin gestalten. Von 1953 bis 1978 war sie Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR, hatte jedoch wenig Einfluss auf die Geschehnisse im Land und fungierte mehr als "Aushängeschild". Nicht wenige Autoren der späteren Generation waren enttäuscht von Seghers' leisem und diplomatischem Umgang mit den Mächtigen im Lande.
Filmvorführung: Die Toten bleiben jung (DDR 1968)
RE: Joachim Kunert, DA: Barbara Dittus, Günter Wolf, Klaus Piontek
Seghers erschafft in ihrem Roman, der 1949 im Aufbau-Verlag erschien, eine deutsche Chronik von 1918 bis 1945, die in zwei sich immer wieder treffenden Handlungssträngen vom Schicksal der Arbeiter und von den Vertretern der adligen Oberschicht erzählt. Ihr Werk ist ein episches Panorama der Zeit und Analyse zugleich.


Bertolt Brecht und der Film
Über Brecht gibt es mittlerweile einen unüberschaubaren Umfang an Literatur. Nicht zu unrecht, denn vergleichbar ist das Werk von Brecht in seiner Wirkung wohl nur mit Goethe. Lange Zeit wurde jedoch Brechts Werk von verschiedenen Seiten vereinnahmt. Die einen interpretierten Brecht als Kritiker und Satiriker, der sich nie zu einer bestimmten Weltanschauung bekannt hätte, und die anderen sehen in Brecht den großen sozialistischen Dramatiker. Die Diskussion um Brecht ist daher noch lange nicht zu Ende.
Der Vortrag will wichtige Eckpunkte in Brechts Biographie benennen und sein Augenmerk auf ein Thema legen, das bisher vernachlässigt wurde: Brecht und sein Verhältnis zum Film. Denn eher unbekannt ist es, dass Brecht eine Reihe von filmischen Einfällen hatte, von denen aber kaum einer verwirklicht wurde.
Filmvorführung: Kuhle Wampe (Deutschland 1931/32)
RE: Slatan Dudow , DA: Herta Thiele, Ernst Busch u.a.
Kuhle Wampe ist der einzig kommunistische Film der Weimarer Republik. Er wurde unter großen Schwierigkeiten unabhängig produziert. Nach seinem Erscheinen wurde der Film von der Zensur verboten. Nach heftigen Protesten, aber unter Auflagen, einige Schnitte vorzunehmen, konnte der Film aufgeführt werden, um wenig später wieder von den Nazis verboten zu werden. Zugleich ist er ein Novum in der deutschen Filmgeschichte und überzeugt noch heute durch seine kraftvolle Darstellung. Der Film ist das einzige authentische Zeugnis, wie es in Berlin kurz vor der Machtergreifung der Nazis aussah.

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