c i n e p h i l - Regieporträts
Pedro Almodóvar - Movida madrileña
Pedro Almodóvar begann seine Karriere als Untergrund-Künstler der Movida madrileña, die nach der Franco-Diktatur alles Schrille und Exaltierte ausleben wollte. Almodóvars Werk ist gekennzeichnet durch melodramatische und verblüffende Szenen sowie durch den Spannungsbogen seiner Charaktere. Alle seine Figuren versuchen, Sicherheit, Liebe und Geborgenheit zu finden, um ihre Einsamkeit zu überwinden. Häufig sind es gesellschaftliche Randfiguren und Ausnahmeerscheinungen, an denen seine meisterliche Qualität und Aufrichtigkeit offenbar wird.
Filmvorführung: Sprich mit ihr (Spanien 2002)
RE: Pedro Almodovar, DA: Javier Cámara u.a.
Der Journalist Marco verliebt sich in eine Stierkämpferin, die bald darauf bei einem Kampf in der Arena schwer verletzt wird. Ohne Aussicht, aus der Ohnmacht zu erwachen, bleibt Marco bei ihr am Bett. Das vielschichtige Melodram ist in seiner Erzählstruktur äußerst komplex, dazu ebenso poetisch und bizarr. Almodóvar schafft eine Vielzahl von mythologischen Bezügen, die beim einmaligen Sehen kaum alle wahrnehmbar sind. Im Jahr 2003 erhielt der Film einen Oscar in der Kategorie "Bestes Original-Drehbuch".
Sergej Eisenstein - Über mich und meine Filme
Der 1898 in Riga geborene Regisseur gilt unbestritten als einer der größten Regisseure und bedeutendsten Theoretiker des Films, ein wahrer Filmgigant, der Filmbilder schuf wie Gleichnisse, die nachhaltig in das visuelle Gedächtnis eines jeden Zuschauers eingehen können. Er entwickelte eine spezielle Form der Bildmontage. In der Aneinanderreihung einzelner Szenen sah er nicht nur die Möglichkeit einer fortlaufenden Handlung, sondern er wollte durch den "unvermittelten Zusammenprall der Bilder" im Zuschauer selbst Ideen auslösen und Einsichten vermitteln. Seinen Filmen zu folgen, ist auch heute ein Abenteuer für die Augen und den Kopf - und seine Biographie ist von Tragik und Genialität gezeichnet. Seinen internationalen Durchbruch als Regisseur hatte er mit dem Revolutionsfilm Panzerkreuzer Potemkin, der heute genauso zu den wegweisenden Klassikern der Filmgeschichte gezählt wird wie seine Filme Oktober oder Iwan, der Schreckliche.
Filmvorführung: Panzerkreuzer Potemkin (UdSSR 1925)
RE: Sergej Eisenstein, DA: Alexander Antonow u.a.
Die Handlung lehnt sich sehr frei an die tatsächlichen Ereignisse des russischen Revolutionsjahr 1905 an, der Meuterei der Besatzung des russischen Kriegsschiffes Potemkin gegen deren zaristische Offiziere. Panzerkreuzer Potemkin fand beim russischen Publikum großen Anklang, und wurde an ausgewählten Orten weltweit vorgeführt, wo das Publikum ebenfalls positiv reagierte.
Ernst Lubitsch - Meister der Gesellschaftskomödie
Lubitsch wurde 1892 in Berlin geboren. Schon bald trat er in Filmen auf und führte 1914 zum ersten Mal Regie. In Deutschland dreht er Komödie und historische Ausstattungsstücke. In Hollywood wurde Lubitsch zum Meister der Gesellschaftskomödie, die gewöhnlich ein wenig frivol und zynisch war. Der vielzitierte "Lubitsch touch" bestand aus einer Leichtigkeit, mit der er seine Pointen setzte, und aus dem Geschick, dramatische Situationen ironisch aufzulösen.
Filmvorführung: Sein oder nicht sein (USA 1942)
RE: Ernst Lubitsch, DA: Carole Lombard, Jak Benny
Lubitsch versucht in diesem Film, die Nazis durch Lächerlichkeit zu töten. Die Angst kann komisch sein, weil zwar nicht die Gefährlichkeit der Verfolger aber wohl ihre Dummheit entlarvt wird. Entstehen konnte dieser Film allerdings nur, weil damals nicht der ganze Schrecken der Nazis bekannt war.
Krzysztof Kiéslowski - sein filmisches Werk
Der viel zu früh verstorbene Kiéslowski gehört auch heute noch zu den wichtigen polnischen Regisseuren. Zwischen 1988 und 1989 veröffentlichte Kiéslowski die Filmreihe Dekalog, zehn Kurzfilme, die alle in einem Warschauer Hochhaus spielen, basierend auf den zehn Geboten, mit finanzieller Unterstützung aus Westdeutschland für das polnische Fernsehen. Mittlerweile ist sie eine der meistgefeierten Filmserien aller Zeiten. In einer Einführung sollen Kiéslowskis Filme vorgestellt werden.
Filmvorführung: Ein kurzer Film über die Liebe (Polen 1988/89)
RE: Krzysztof Kiéslowski, DA: Grazyna Szapolowska, Olof Lubaszenko u.a.
Mit einem Fernrohr beobachtet Tomek in einem Warschauer Wohnsilo Abend für Abend eine gegenüber wohnende Frau. Durch verschiedene Anstrengungen und Annäherungsversuche lernt er die Frau eines Tages kennen und gesteht ihr seine Liebe. Kiéslowski realisiert im Rahmen seiner Verfilmung des Dekalogs das sechste Gebot auf unkonventionelle Weise. Ein traurig-schöner Liebesfilm.
Der Regisseur Wolfgang Staudte
Der Regisseur Wolfgang Staudte hat sich im Laufe seiner Karriere mit verschiedenen Genres beschäftigt und zahlreiche Themen aufgegriffen. Die Filme aber, die ihn berühmt gemacht haben, waren demselben Stoff gewidmet: den Deutschen und ihr Verhältnis zur Vergangenheit. In Staudtes Filmen finden sich Themen vom "Dritten Reich" und der Nachkriegszeit, der Adenauer-Ära bis hin zur Wohlstandsgesellschaft. Seine Filme stießen nicht selten in der alten Bundesrepublik auf Ablehnung, und auch seine Person war Stein des Anstoßes. Allerdings war auch sein Verhältnis zu den DDR-Funktionären, als er noch in der DDR arbeitete, ebenfalls nicht konfliktfrei.
Filmvorführung: Die Mörder sind unter uns (Deutschland 1946)
RE und DR: Wolfgang Staudte, DA: Hildegard Knef, Ernst W. Borchert u.a.
Der Film spielt im Jahr 1945 im zerbombten Berlin. Der ehemalige Militär-Chirurg Dr. Hans Mertens kehrt nach dem Krieg zurück nach Berlin und lebt in einem Mehrparteienhaus. Mit den kaputten Fenstern ist in der Wohnung nur ein sehr karges Leben möglich. Mertens leidet noch unter den schrecklichen Kriegserinnerungen und wird zum Alkoholiker. Für seine Mitmenschen hat er nur Sarkasmus übrig. Die junge Fotografin, eine KZ-Überlebende, findet ihn in ihrer alten Wohnung vor, und beide werden Mitbewohner. Während Susanne versucht, zur Normalität zurückzukehren, ist Mertens noch nicht dazu bereit und betrinkt sich regelmäßig. Erst langsam entwickelt er freundschaftliche und dann auch liebevolle Gefühle für sie. Doch die Erinnerung an den Weihnachtsabend 1942 kommt immer wieder bei ihm hoch - und er beschließt eine blutige Tat. Der erste deutsche Nachkriegsfilm wurde in mehr als fünfzig Ländern gezeigt und als ein Signal eines geläuterten Deutschlands gefeiert.
Konrad Wolf - sein Leben und Werk
Vortrag über den wohl bedeutendsten und einflussreichsten Regisseur der DEFA.
Konrad Wolf ist nur wenigen heute noch bekannt. Dabei ist seine Geltung für das europäische Kino des 20. Jahrhunderts nicht zu unterschätzen. Seine Filme haben sich häufig mit der deutschen Vergangenheit beschäftigt, sind so auch immer Filme, die eine historische und politische Dimension haben. Eine harte realistische Gestaltungsform ist ihnen eigen, ohne dass sie pessimistisch sind, im Gegenteil. Wolf ist ein Fragensteller, der das Kunststück fertig gebracht hat, ambitioniert zu sein, ohne agitativ zu werden, parteiisch zu sein, aber nicht einseitig. Sein Filme biederten sich nie dem Zeitgeist an, sondern waren von einer Nachdenklichkeit geprägt, die Wolf an den Zuschauer weitergeben wollte. Der Vortrag will einen Einblick in seine wechselvolle Biographie geben, die zugleich auch einen Teil deutscher Geschichte erzählt.
Filmvorführung: Ich war neunzehn (DDR 1968)
RE: Konrad Wolf, DR: Wolfgang Kohlhaase, DA: Jaecki Schwarz, Wassili Liwanow u.a.
Den autobiographischen Stoff bewältigte Konrad Wolf gleichermaßen mit emotionaler Kraft und stilistischer Strenge. Er brachte einen neuen Ton in die Aufarbeitung der jüngsten deutschen Vergangenheit der DDR. Der international viel beachtete Film beeinflusste viele Filmemacher und gilt auch noch heute als ein Klassiker des DEFA-Films.
Friedrich Wilhelm Murnau - das deutsche Filmgenie
Filmvortrag mit Filmbeispielen
Friedrich Wilhelm Murnau war neben Ernst Lubitsch und Fritz Lang der bedeutendste deutsche Filmregisseur zwischen 1918 und 1933. Vom Theater Max Reinhardts kommend, hat er die Ausdrucksweise des Stummfilms wie kaum ein anderer bereichert und die Ästhetik des Lichts und der Schatten zur Vollendung geführt, wie in seinem Film Nosferatu - eine Sinfonie des Grauens. Ferner setzte Murnau die "subjektive Kamera" ein, die das Geschehen mit den Augen einer handelnden Person wiedergibt. Murnaus Fähigkeit, mit rein filmischen Mitteln eine Geschichte zu erzählen, zeigt sich auch darin, dass er in einigen seiner Filme fast ganz auf Zwischentitel verzichten konnte, was für die Stummfilmzeit höchst ungewöhnlich war. Sein Weg führte ihn auch nach Hollywood, wo sich allerdings der eigenwillige und intellektuelle Künstler eher unwohl führte. Murnau drehte einundzwanzig Filme in nur zwölf Jahren, acht sind verschollen, drei entstanden in den USA, der letzte TABU in der Südsee.
Das Kino ist mein Leben - Die Filme des Mister Lang
Filmvortrag mit Filmbeispielen
Bei Fritz Lang, der im Pantheon der Klassiker des Kinos sitzt, ist Leben und Werk nicht zu trennen, mehr noch, so sagte er einmal selbst, hätte er zwischen seinem Privatleben und eine Film zu wählen, wählte er den Film. Ein Besessener der Leinwand, so könnte man meinen und schaut man auf seine Werke, dann sind diese mit einem ungeheuren Aufwand entstanden und geradezu monumental, was allerdings die Produktionsfirmen auch an den Rand des Ruins trieb. Doch eben dieser Hang zur Opulenz ließ Bilder entstehen, denen man sich nicht entziehen kann. Werke wie Metropolis zeugen davon, bei denen das Wort "Schauwert" seine volle Berechtigung hat. Nach 1933 emigrierte er über Frankreich, England in die USA, wo er eine zweite erfolgreiche Karriere begann. In dieser Zeit wurde Lang politischer und arbeitete u.a. mit Bertolt Brecht am Film Auch Henker sterben zusammen. Ein Versuch, Ende der 50er Jahre wieder im deutschen Film Fuß zu fassen, scheiterte.
François Truffaut - Rebell des Kinos
Filmvortrag mit Filmbeispielen
Mit dem Regisseur Truffaut begann eine wichtige Phase des französischen Films. Wie kein anderer prägte er die Nouvelle Vague (Neue Welle), eine Bewegung, die herausragende Impulse für das europäische Kino gab. Der erste Spielfilm des damals 27-jährigen Truffaut, Sie küssten und sie schlugen ihn, begründete durch seine stilistische Intelligenz und Aufrichtigkeit den Ruhm des französischen Kinos in den 50er und 60er Jahren. Filme waren für François Truffaut nicht bloße Kunst oder Unterhaltung, sondern Verarbeitung der eigenen Biografie. In seiner Kindheit hatte Truffaut sehr unter der Grausamkeit und Gleichgültigkeit der Erwachsenen sowie seiner Eltern zu leiden. Von anderen Kindern erfuhr er dagegen überwiegend Zuneigung. Truffaut reflektierte in den Kinderfiguren seiner Filme die eigene Kindheit, das machte seine Filme so authentisch, weil sie aus den unmittelbaren Erfahrungen des Regisseurs selbst kamen. Truffaut schenkte den Zuschauern zudem wunderbare zärtliche Liebesgeschichten, spannende Kriminalfilme und einfallsreiche Literaturverfilmungen.
Federico Fellini - ein phantasiereicher Kinovisionär
Filmvortrag mit Filmbeispielen
Federico Fellini gehört wohl zu den größten europäischen Filmemachern des 20. Jahrhunderts. Er hat eine geradezu wuchernde Bildphantasie und einen mythischen Glauben an die Kraft der Gnade, die vornehmlich den Armen und den Naiven zuteil wird. Fellini entwickelte bereits in seinen ersten Drehbüchern jenes einzigartige Bilderkaleidoskop, das seine eigenen Filme später auf so unvergleichliche Weise kennzeichnen sollte. Neben seiner Tätigkeit als Filmautor schrieb er für Filmzeitschriften, wirkte als Drehbuchautor, Regieassistent und sogar als Schauspieler in einigen der bedeutendsten Filme von Roberto Rossellini mit. Dabei lernte er auch die Schauspielerin und seine spätere Frau, Giulietta Masina kennen, die in seinen Filmen häufig eine tragende Rolle übernahm. Mit seinem umfassenden Werk hat er nicht nur Filmgeschichte geschrieben, sondern unzählige Regisseure nachhaltig beeinflusst.